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Elleven: 8030 (Review)

Artist:

Elleven

Elleven: 8030
Album:

8030

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Headstrong Music
Spieldauer: 76:43
Erschienen: 11.05.2025
Website: [Link]

„'8030' ist ein Konzeptalbum, das sich all den Höhen und Tiefen einer Beziehung widmet. Atmosphärisch, emotional und voller Power und Leidenschaft.“ (ELLEVEN über „8030“)

Es sind sage und schreibe Stand heute schon 24 Jahre her, dass mit der tatkräftigen Unterstützung von den beiden CHANDELIER-Musikern Tom Jarzina und Stephan Scholz und der Sängerin Julia Graff ELLEVEN ihre ersten musikalischen Schritte machten, um durch den breit gefächerten Dschungel des Progressive Rocks erst zu laufen und dann ihre ganz eigene Schneise zu schlagen. Eine, die auf dem Glauben an und das Können im Umgang mit ihrer Musik lebt – und dabei leider trotz aller noch so hohen musikalischen Ansprüche nicht die Macht und den Einfluss besitzt, überall die Aufmerksamkeit zu erhalten, die sie verdient hätte. Nur auch das ist das Leben – in dem die Lauten über die Leisen, die Skrupellosen über die Gewissenhaften oder die – getreu dem vermaledeiten Leitspruch: Der Klügere gibt nach! – die Dummen und Selbstgerechten über die Nachdenklichen und Klügeren bestimmen und sich durchsetzen. Und hiermit sind wir auch schon bei „8030“, nach einer langen Wartezeit von 10 Jahren und mehreren Umbesetzungen gerade mal dritten Album der deutschen Prog-Rocker, zu deren musikalischem Hintergrund neben CHANDELIER auch die – leider nie über einen Geheimtipp-Status hinausgekommenen FLYING CIRCUS („Wir sind derzeit wohl der heißeste Geheimtipp im Bereich Classic Rock/Progressive Rock/Hard Rock in Deutschland.“) – gehören.

Auch „8030“ ist erneut ein sich kritisch mit einer zwischenmenschlichen Beziehung und dem Zeitgeschehen auseinandersetzendes Konzept-Album geworden.


In Zeiten wie diesen immer aktuell – und nie neu, aber trotzdem durchaus spannungsgeladen. Auf jeden Fall zeigen bereits die ersten zwei Zeile des Album-Openers „Contact“ in welche Richtung die thematische Reise geht: „All those satellites above, scanning the world and our hearts where is love? / Every day we stick again, in our fear and in our pain where is hope?“ („Alle Satelliten über uns überwachen die Welt und unsere Herzen – wo ist die Liebe? / Jeden Tag ergeben wir uns unseren Ängsten – wo ist die Hoffnung?“)

Doch ELLEVEN wären nicht ELLEVEN, wenn sie am Ende des Albums nicht in den letzten zwei Zeilen und am Ende des gut elfminütigen „Conciliation“ einer Lösung auf der Spur wären, welche wie eine Zusammenfassung des Konzepts erscheint: „Yes I know it's no too late / because it's already here. // If we only believe that we care about love. / If we only believe that we care about us.“ („Doch ich weiß, dass es nicht zu spät ist, weil uns alles zur Verfügung steht. Wenn wir an die schützende Kraft der Liebe glauben, werden wir damit auch für unseren eigenen Schutz sorgen.“)


ELLEVEN selber geben ebenso – da es ihnen auch heutzutage noch wichtig ist, Musik nicht nur auf die Musik zu reduzieren, sondern die Texte und das Konzept als gleichwertiges Pendant zu den Klängen zu verstehen – eine klare Einordnung zur Geschichte hinter dem Album und eine Erklärung des Titels „8030“ ab: „Zwei Menschen lernen sich kennen, verlieben sich, werden ein Paar, streiten, zweifeln, stellen in Frage, entfernen sich voneinander...“
Das alles dauert genau 11 Monate und damit 8030 Stunden!
„Von der ersten Begegnung und den zarten Anfängen in 'Contact' über das Herzrasen von 'Persuasiveness', einem gemeinsamen Kneipenbesuch mit Jamsession in 'Attraction', der Ungewissheit ('Uncertainty'), ob die eigenen Gefühle erwidert werden, hin zu einer Gewitternacht voller Sex in 'Desire'. Doch dann die Konfrontation, Erschütterung und Veränderung in 'Venture * Clash * Clarity' mit der aufkeimenden Erkenntnis, dass ein Einstehen füreinander auch ein Einstehen für sich selbst bedeutet. Enttäuschung und Wut, ungeahntes Entfernen voneinander bei 'Deception', schließlich das Loslassen und Eingestehen in 'Release', bis am Ende in 'Conciliation' eine Ausblick auf eine versöhnliche Zukunft – in welcher Form auch immer – ermöglicht.“

Aus diesem Konzept spricht nicht nur viel Lebenserfahrung, sondern auch viel Freud und Leid, Glück und Verzweiflung. Schlager können andere im Fernsehen singen und die heile Welt dabei heraufbeschwören. ELLEVEN zeigen uns, dass alles und jeder verdammt komplex ist. Und dass, wenn man nur eine Seite sieht oder wahrhaben will, die andere unbeachtete oder verdrängte Seite zerstörerisch sein kann. Glück kann man eben nur dann empfinden, wenn man auch Unglück schon erfahren hat – eine Erkenntnis, die gerne auch 8030 Stunden in Anspruch nehmen darf – oder im Falle von „8030“ genau 76 Minuten und 43 Sekunden.


Musikalisch lässt sich das derzeitige Prog-Quintett also nicht nur viel Zeit für das Entstehen ihrer Alben, sondern auch das Entwickeln der Konzepte und deren klangvolle Umsetzung, die sich deutlich auf entspanntere progressive Klangwelten konzentriert, in denen sich Gilmour-Gitarren ebenso erheben wie breit ausladende Keyboards bis hin zu altehrwürdigen Moogs und Synthesizern, wobei uns Sängerin Julia Graff mit fester wie variabler Stimme durch das Konzept begleitet genauso wie eine Vielzahl von psychedelischen Sound- und Sprach-Samples. MARILLION oder CAMEL kommen einem da in den Sinn oder ALAN PARSONS PROJECT und PENDRAGON.

Federführend bringt sich hierbei der Keyboarder Armin Riemer ein, der sich für die Aufnahmen, das Mischen und Mastern verantwortlich zeigt und seine Sache nicht nur als Musiker, sondern in diesem Falle auch als Produzent bestens macht.
Natürlich erfinden ELLEVEN hierbei den Progressive Rock nicht neu, stehen mehr auf dessen neoprogressive als komplexe Seite und hinterlassen mehr symphonische Elegien als knackige traumtheatralische Härte (auch wenn die durchaus manchmal in den gut 76 Minuten durchklingt). Damit bleiben sie sich auch nach fast 25 Jahren treu, wobei einfach bestens passt, dass selbst das grandiose, sich hymnisch erhebende Finale wie aus dem MARILLION-Handbuch für nachhaltigen Prog klingt.
Trotzdem wäre es nicht übel, wenn sie sich nicht in der Beziehung treu bleiben, alle neugierig gewordenen Hörer wiederum eine Ewigkeit warten zu lassen, bis ein weiteres Konzept-Album und dessen musikalische Verwirklichung ansteht.
„8030“ hätte tatsächlich nach diesem offen gelassenen Ende durchaus einen Nachfolger verdient...


FAZIT: Seit über 20 Jahren überraschen einen die sanften Prog-Rocker ELLEVEN, die im Umfeld von CHANDELIER entstanden, immer mal wieder nach langen Wartezeiten mit einem neuen Album. Im Falle von „8030“ ist es gerade einmal ihr drittes, das sich als Konzept-Album mit einer Beziehung, die elf Monate und damit 8030 Stunden andauert und sich mit all deren Höhen wie Tiefen beschäftigt. Durchaus spannend und liebevoll im Digipak samt 12-seitigem Booklet gestaltet. Natürlich bewegt sich auch die Musik von ELLEVEN im Bereich von CHANDELIER und erhält verstärkt eine deutlich wahrnehmbare MARILLION-Prise. ELLEVEN selber bezeichnen die Musik von „8030“ als atmosphärisch, emotional und voller Power und Leidenschaft. Das kann man als Kritiker unwidersprochen unterschreiben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 187x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Contact
  • Persuasiveness
  • Attraction
  • Uncertainty
  • Desire
  • Venture * Clash * Clarity
  • Deception
  • Release
  • Conciliation

Besetzung:

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Interviews:
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