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My Baby: Echo (Review)

Artist:

My Baby

My Baby: Echo
Album:

Echo

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Psychedelia, Tribal, Disco, Blues

Label: SO Recordings
Spieldauer: 47:11
Erschienen: 11.07.2025
Website: [Link]

Den Begriff „Mythologie“ gilt es im Zusammenhang mit der Musik ja eher sparsam einzusetzen – denn oft genug haftet diesem der Ruch des Esoterischen an. Nicht so im Falle des niederländisch/neuseeländischen Trios MY BABY, denn die Band aus Amsterdam setzt ganz auf die Kultivierung der eigene Legende. Das bezieht sich weniger auf den eklektischen Soundmix des nun vorliegenden fünften Albums „Echo“, das wieder so ziemlich alle Elemente aus dem reichhaltigen Stil-Repertoire der Band beinhaltet – sondern auf jene Mythologie, die sich MY BABY seit der Gründung im Jahre 2012 selbst auf den Leib geschrieben bzw. ausgedacht haben.


Bis heute sind es nämlich Charaktere wie die Nymphe Echo, liebestolle Sirenen oder versetzte Königinnen, die das mystische Song-Universum von MY BABY bevölkern. Meist werden diese Charaktere verkörpert von der enigmatischen Frontfrau CATO VAN DIJK – die sich im Laufe der Jahre zu einer veritablen Sängerin mit souliger Note entwickelt hat – gelegentlich greifen aber auch die Herren (also ihr Bruder JOST als singender Drummer oder der neuseeländische Gitarrist DANIEL JOHNSON) zum Mikro, was der Band mehr klangliche und perspektivische Möglichkeiten ermöglicht.


Worum geht es aber musikalisch auf dem neuen Album?
Gegründet wurde MY BABY dereinst ja vor allen Dingen als Live-Band. Von Anfang an ging es hierbei darum, die ursprünglich 'bluesige' musikalische Basis allmählich um Psychedelia-, Tribal- und weltmusikalische Elemente zu erweitern und so einen lebendigen, pulsierenden Soundmix zu erzeugen, der auf der Bühne mit jeder Menge Energie und improvisatorischen Mitteln (bis heute) zu einem endlosen Jam-Flow verdichtet wird. Lyrics, Inhalte und Gesang spielten in der frühen Phase dabei – anders als heute – nur eine Randrolle. Nun liegt der Fokus – zumindest bei den Studioproduktionen – aber eher auf erkennbaren Soundformaten; auch wenn die erwähnten Jam-Elemente nach wie vor eine gewisse Rolle spielen (nur nicht die des Selbstzweckes).

Der gesunde Mix scheint dabei das Erfolgsgeheimnis auszumachen. Beispielsweise ist der „Siren Song“ eine mit EDM-Elementen angereicherte Pop-Nummer, während der nachfolgende Track „R.U. 4 Real“ eine mit Blues-Elementen verzierte, psychedelische Exkursion in die Welt der Dancefloor-Sounds mit elektronischen Mitteln darstellt.


Danach gibt es mit „Trying Again“ eine regelrechte Soul-Pop-Ballade. Anschließend wird mit der mit Afrobeat-Sounds und Gospel-artigen Gesangsharmonien augmentierten Club-Nummer „Agree To Disagree“ der Jam-Gedanke im Ausklang wieder aufgegriffen und allmählich in den Folge-Track „We Agree“ überführt, in dem es dann quasi eine Variation des Song-Themas auf improvisatorischer Basis zu hören gibt.

Interessant bei diesem Album sind dann die gewählten musikalischen Stoßrichtungen, die sich MY BABY für dieses Projekt ausgesucht haben. Neben den bereits erwähnten Soul-Grooves (außer „Trying Again“ gibt es mit dem Duett „Less Is More“ noch eine zweite Fingerübung in dieser Hinsicht) sind das die erwähnten Club- und EDM-Elemente oder die früher noch öfter zu findenden Funk-Anleihen (wie z.B. in dem Track „Ain't No Turning Back“), die mit dem Song „Smiley Virus“ gar zu einer regelrechten Disco-Orgie ausarten, wobei sich DANIEL JOHNSTON als offensichtlich bekennender Fan von NILE RODGERS outet und diesem auf kreative Weise nacheifert wie zu den seligen CHIC-Zeiten.


Auch die ursprünglich omnipräsenten Blues-Roots schimmern gelegentlich noch durch – etwa im Titeltrack oder der Moritat „Queens Lament“. Hinzu kommen psychedelisch verfremdete Tropicalia-, Dubstep-, Afro- und Orientalia-Elemente die World-Music-Roots betreffend. Lediglich die MY BABY oft angedichteten Country-Elemente gibt es dieses Mal nicht. Tatsächlich gab es sie ja auch nie wirklich, denn mit Country haben und hatten MY BABY nie wirklich etwas am Hut, wenn sie denn mal akustische Instrumente verwendeten, wie z.B. dieses Mal in dem abschließenden Track „Lightning“. So gesehen feuern MY BABY auf „Echo“ aus so ziemlich allen zur Verfügung stehenden, stilistischen Rohren – aber stets im Sinne des jeweiligen Songs.


FAZIT: Indem MY BABY auch auf diesem Album wieder auf den bewährten Stilmix aus den Bereichen Blues, Psychedelia, EDM, Disco und World-Grooves setzen – diesen aber deutlich stärker als früher an konkreten Songstrukturen verankern – schreiben sie ihre eigene musikalische Mythologie mit „Echo“ auf kreative Weise erfolgreich fort. Vor allen Dingen aber haben MY BABY den Gesang endlich als gleichwertigen, integralen Bestandteil ihrer Kunst akzeptiert und CATO VAN DIJCK läuft als Vokalistin dabei zu bemerkenswerten Höchstleistungen auf, wie z.B. im Refrain des Titeltracks oder den souligen Nummern. Das führt dazu, dass „Echo“ auf vielen verschiedenen Ebenen hervorragend funktioniert und nicht „nur“ eine weitere Ergänzung der Live-Philosophie mit studiotechnischen Mitteln darstellt.

Ullrich Maurer (Info) (Review 88x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Echo
  • Ain't No Turning Back
  • Siren Song
  • R.U 4 Real
  • Trying Again
  • Agree To Disagree
  • We Agree
  • Less Is More
  • Smiley Virus
  • Queens Lament
  • Lightning

Besetzung:

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