TIME LURKERs „Emprise“ gleicht einer introspektiven Reise, die das Ziel hat, die eigenen Abgründe und Schmerzen bewusst neu zu entdecken. Dazu passt sowohl das gequälte Heulen des Sängers als auch die Trauerweiden-Melodik der Gitarren, die sich mehr als einmal unter die Haut des Hörers gräbt.

Dabei transportieren Stücke wie „Poussière Mortifère“ eine grundlegende Trostlosigkeit, die über bloße Trauer hinaus geht und eher einer vertonten Existenzkrise gleichkommt. Die langsam verschleppten Gitarrenmelodien tragen das klagende Geheul der Stimme immer bis hin zum nächsten Emotionsabgrund, in den sich der lyrische Protagonist mit Hochgenuss stürzt.
Sicherlich erfindet „Emprise“ in Gänze das Genre emotional destruktiven Schwarzmetalls nicht neu, aber die beteiligten Musiker wissen einen stimmungsvollen Sog zu erzeugen, der Gefühle wie Entfremdung von allem, Selbstaufgabe und Lebensverdruss in wohlige Düstermusik verpackt, ohne allzu plakativ lebensmüde zu sein.

Das temporeiche Finale „Fils sacré“ fällt als reines Instrumental weniger aus dem Rahmen, als mancher vielleicht denken mag, denn der Fokus auf den Gitarrenmelodien verleiht der Musik durchaus etwas Archaisches, das aber weniger von Stolz ob des Überlebenswillens herrührt, als zum finalen Kampf gegen das eigene Ich bläst.
Denn der größte Feind scheint immer noch im eigenen Kopf zu sitzen.

FAZIT: TIME LURKERs „Emprise“ ist sicherlich in vielen Teilen ein relativ prototypisches Album in der Schnittmenge von Atmospheric Black Metal und Depressive Black Metal. Allzu optimistisch fällt die Grundstimmung der Musik jedenfalls nicht aus, was das instrumentale Können aber ebenso wenig schmälert, wie die zermürbende Gefühlsebene, die TIME LURKER in jedem Song mehr und mehr ankratzen.